Dr. LEIRER's Gesundheitsforum

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Stroke
Veröffentlicht von Dr. Hannes K. LEIRER in Dr. LEIRER's Gesundheitsforum • 01.01.2008
In den letzten Jahren hat der Begriff STROKE in der Medizin sehr um sich gegriffen und den „Schlaganfall“ weitgehend verdrängt. Nichtsdestoweniger meinen beide Termini das Gleiche und beschreiben ein hochacutes Geschehen, das unbedingt immer als Notfall zu gelten hat. Aufgrund der Bedeutung dieser multifactoriellen Erkrankung hat das Burgenland das Jahr 2008 zum Jahr des Schlaganfalls erklärt. Dies soll nun beileibe nicht bedeuten, daß in diesen zwölf Monaten besonders viele Erkrankungen dieser Art passieren werden, man will damit vielmehr erreichen, daß sich die Menschen mit den Ursachen, den Risikofactoren, eventuellen Vermeidungsmöglichkeiten und den Behandlungsstrategien auseinandersetzen sollen. Da es sich dabei um ein weites Feld handelt, erscheint ein ganzes Jahr gerade noch knapp bemessen zu sein, um all diese Aufgaben zu erfüllen !

Also gut - gehen wir gleich in mediads res:

Als Schlaganfall (cerebraler Insult, apoplectischer Insult oder Gehirnschlag) wird eine abrupt auftretende Erkrankung Störung in der Gehirndurchblutung bezeichnet, die zu einem dauernden Ausfall von ZNS-Funktionen (ZNS bedeutet Zentrales Nervensystem) führt. Der heutzutage ebenfalls gerne gebrauchte Terminus CVA (Cerebrovascular accident) verdeutlicht das plötzliche Eintreten der Störung, die tatsächlich einem gefäßmäßigen Unfall entspricht. Wie sehen nun die Ursachen dieses Geschehens aus:
Prinzipiell liegt dem CVA ein plötzlicher Sauerstoffmangel (hauptsächlich) der Nervenzellen zugrunde. Dabei unterscheidet man

eine plötzlich auftretende Minderdurchblutung (Ischaemie) und

die acute Hirnblutung (sie kann jedoch secundär - hauptsächlich aufgrund ihrer raumfordernden Wirkung - in den nachgeordneten Gefäßbereichen ebenfalls zu einer Ischaemie führen).

Zu beachten ist dabei, daß circa achtzig Prozent aller Schlaganfälle ischaemisch begründet sind.

Die definitive Differentialdiagnose zwischen einem solchen ischaemischen Geschehen und einer acuten Blutung läßt sich oft erst durch eine Computertomographie (CT) oder gar im Wege einer Nuclear magnetic resonancy tomography (NMRT) stellen. Eine weitere Methode zur Diagnostik stellt - insbesondere bei der Subarachnoidalblutung - eine Lumbalpunction dar, bei der Blutbestandteile nachgewiesen werden.

All diese Vorgänge haben in der Regel Dauerfolgen für die Gesundheit des betroffenen Patienten. Daneben gibt es jedoch auch noch die sogenannte TIA (Transitorische ischämische Attacke), die dadurch definiert ist, daß sie kürzer als vierundzwanzig Stunden andauert und keine dauernden Folgen hinterläßt.

Wie sehen nun die Alarmzeichen und ersten Symptome eines Stroke-Geschehens aus ?

Prinzipiell muß man davon ausgehen, daß ein CVA in vielerlei Gestalt auftreten kann. Einige Möglichkeiten dafür sind:

plötzliche Sehstörung auf einem oder beiden Augen mit eventueller Anisocorie (einseitige Pupillenerweiterung)
plötzlicher Gesichtsfeldausfall
plötzlicher Schwindel
acut auftretende Gangstörung
plötzliche Gleichgewichts- oder Coordinationsstörung
unerwartet auftretendes Doppelbildsehen
plötzliches Taubheitsgefühl in den Extremitäten ohne ersichtlichen Grund
acut aufgetretene Lähmung oder Schwäche im Gesicht oder in den Extremitäten (ganz besonders, wenn diese Symptomatik auf eine Körperhälfte beschränkt ist
plötzliche Verwirrung
unerwartet auftretende Sprach-, Schrift- oder Verständnisstörung
acuter starker Kopfschmerz, für den es keine faßbare Ursache gibt (RR-Störung)

Wir müssen uns eines ganz concret vor Augen halten:

Die Risikofaktoren für den Schlaganfall sind mit denen für einen Herzinfarkt über weite Strecken identisch. Das ist kein Wunder, denn beide Erkrankungen werden im Wesentlichen von der gefährlichen Arteriosclerose ausgelöst. Dabei handelt es sich um eine schleichende Versteifung der blutführenden Gefäße, die von den verschiedensten Factoren getriggert werden kann:

Ein erhöhter Blutdruck stellt eine gewaltige mechanische Belastung für die Arterien dar. So darf es nicht verwundern, dass manche der zarten Strukturen dem ständigen Blutansturm einfach nicht gewachsen sind. So kommt es zu einer Versteifung der Aderwände durch Bindegewebe und später durch Einlagerung von Kalk. Dadurch werden die Gefäße jedoch steifer, dicker und spröder. Dadurch steigt wiederum der Bluthochdruck, was einer neuerliche Versteifung der Adern zur Folge hat – ein echter circulus vitiosus (Teufelskreis) ! Wenn es demnach gelingt, den erhöhten Blutdruck zu normalisieren, kommt der Patient in den Genuß einer erheblichen Risikominderung.
Das Cholesterin ist ein natürlicher und wichtiger Bestandteil unseres Körpers, wenn wir sozusagen zuviel davon bunkern. Dabei kann einem gewissen Prozentsatz der Bevölkerung durchaus eine gewisse Veranlagung einen Streich spielen – meistens sind die Patienten aufgrund einer falschen Ernährung selbst schuld an ihrer Malaise. Tierische Fette in rauhen Mengen fördern die leidige Arteriosclerose dermaßen stark, dass man in der entsprechenden Patientengruppe ein tatsächlich significant höheres Strokerisiko darstellen kann.

Der Diabetes mellitus verstärkt die Neigung der betroffenen Menschen zum Schlaganfall. Dies liegt darin begründet, dass die vermehrt im Blutkreislauf circulierenden Zuckersubstanzen die inneren Gefäßwände schädigen. Aus diesem Grunde müssen entsprechende Patienten ganz besonders auf eine gute Diabetes mellitus-Einstellung achten, wenn sie einen CVA vermeiden wollen.

Alkoholkonsum in geringen Mengen hat möglicherweise einen gewissen Schutzeffekt für die Gefäße – dabei handelt es sich um das berühmte Glas Rotwein pro Tag. Dabei muß man jedoch aufpassen, denn die Überschreitung der Grenze bewirkt das genaue Gegenteil.

Das Rauchen: Es steht außer jeder Diskussion, dass das Nikotin ein eminentes Gift für die Gefäße und jede Zigarette einen Anschlag auf die Arterien darstellt. Wenn man seine Gefäße schützen will, muß man die Finger vom Tabak lassen.
Der Streß versetzt den Körper in einen Zustand erhöhter Aktivität, den wir aber beispielsweise durch vermehrte Muskelbetätigung wieder kompensieren sollten. Da unsere Wohlstandsgesellschaft dies heutzutage leider nicht mehr tut, stellt auch die Kombination Streß & Minderbewegung einen gewaltigen Risikofactor für ein cerebrovasculäres Geschehen dar, wobei das Übergewicht noch das Seine dazu beiträgt.

Insbesondere die Kombination aus der Empfängnisverhütung mit der "Pille", einem chronischen Rauchverhalten sowie einem erklecklichen Übergewicht bringt leider auch heute noch ein erhöhtes Schlaganfallrisiko mit sich.

Wie sehen nun die Behandlungsmöglichkeiten und die Folgen eines CVAs aus ? Dabei gibt es eine gewaltige Bandbreite zu beobachten, denn von einer völligen Wiederherstellung bei der TIA bis zu ausgedehnten Lähmungen ganzer Extremitätenbereiche mit Verlust von Sprechvermögen und Bewusstsein vermag ein Stroke alles zu liefern, was sich die Medizin nur vorstellen kann. Dabei kommt es – was die Dauerfolgen betrifft – vor allen Dingen auf ein rasches Einleiten einer suffitienten Therapie an. Deshalb müssen wir uns immer vor Augen halten, dass ein solches cerebrovasculäres Geschehen immer ein Notfall ist und als solcher behandelt werden muß ! Sofortige Hospitalisierung ist eine unbedingte Notwendigkeit, um die Chancen auf das Überleben und auf möglichst geringe Dauerfolgen zu wahren.

Seien Sie also auf der Hut ! Beachten Sie bitte aber auch Ihre persönlichen Risikofactoren, die Sie durchaus mit gesunder Ernährung, viel Bewegung und dem Vermeiden mannigfacher Genussgifte minimieren können ! Wer dies alles beachtet, darf darauf hoffen, dass ihn der Schlag nicht so bald treffen wird !

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