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Die Rhinitis
Veröffentlicht von Dr. Hannes K. LEIRER in Dr. LEIRER's Gesundheitsforum • 01.01.2010
Die Rhinitis (der Schnupfen) steht gemeinhin im Ruf, eine der lästigsten – aber auch einfachsten – Krankheiten zu sein, die den Menschen befallen können. Dem ist mitnichten so – aber davon später ! Wie sieht es nun mit diesen Beschwerden aus ? Welche Symptome sind für die Rhinitis significant ?

Zuallererst handelt es sich um eine deutliche Rötung mit begleitender Schwellung der Nasenschleimhaut. Hand in Hand damit geht eine vermehrte Secretion verschiedenster Consistenz aus dem Nasenbereich. Außerdem klagen die Patienten über tränende Augen, Niesreiz, belegte Stimme mit kratzenden Halsschmerzen und deutlich erschwerte Atmung. Zusätzlich sind sowohl der Geruchs- als auch der Geschmackssinn gravierend gestört. Diese Aufstellung sagt nun aber beileibe noch nichts über die Ursachen des Geschehens aus, denn diese können mannigfaltig sein. Darüber hinaus kann es sich entweder lediglich um die Erstmanifestation einer schwerwiegenden Erkrankung oder aber um ein eigenständiges Geschehen handeln.

In der Regel ist die Ursache für eine Rhinitis in einem Befall mit Viren gelegen. Dabei ist zu beachten, dass die - von vermeintlich medizinisch gebildeten Leuten ! - landläufig so gerne getroffene Unterscheidung „Infection oder Verkühlung ?“ keine Alternativen, sondern zwei Termini für dieselbe Sache beschreibt: vereinfacht gesagt, wird die Abwehrkraft der Schleimhaut in den oberen Luftwegen durch die Einwirkung kalter Atemluft (aber beileibe nicht dadurch alleine !) geschwächt, wodurch sie anfälliger für die Ansiedlung von Erregern wird (insbesondere kann eine beispielsweise zentralheizungbedingt ausgetrocknete Atemluft noch einen zusätzlichen Triggereffect beisteuern !). Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um Viren, denen die überaus unangenehme Eigenschaft innewohnt, dass es gegen sie kaum ein wirklich wirksames Mittel gibt. Von diesen netten Zeitgenossen gibt es übrigens eine Unzahl – circa zweihundert davon stehen in der engeren Auswahl als rhinitische Plagegeister.

In deutlich weniger Erkrankungsfällen kann es dann auch zu einer Secundärinfection mit Bacterien kommen. Dieser Vorgang verschlimmert die Symptomatik sodann allerdings erheblich, hat aber den gewaltigen Vorteil, dass man die zugrunde liegende Ursache mit einer adäquaten antibiotischen Therapie hervorragend und effizient behandeln kann. In jedem Fall kommt es durch die über die Atemwege in Form einer Tröpfcheninfection übertragenen Krankheit zu einer Entzündung der Schleimhaut, die mit einem deutlichen Anschwellen dieser anatomischen Structur verbunden ist und zu erheblicher Mehrproduction von Schleim führt. Dadurch werden die oberen Luftwege - insbesondere in der Nase - massiv eingeengt, und die Atmung gestaltet sich dementsprechend schwierig.

Weitere Komplikationen treten auf, wenn sich die Erreger nicht mehr auf den engeren Nasenbereich beschränken, sodern sich im weiten Land der oberen Luftwege ausbreiten. Dadurch können dann beispielsweise der Rachenhalsbereich, die Nasennebenhöhlen, das Mittelohr, die Bronchien oder gar die Lunge befallen werden. Auf diese Art vermögen die - an sich doch eher harmlosen - Rhinitiserreger Krankheiten auszulösen, die potentiell lebensbedrohlich sein können (Pneumonie). Deshalb ist es von enormer Wichtigkeit, das lästige Geschniefe als Patient keinesfalls zu unterschätzen. Auch wenn man gegen die Symptomatik direct nicht allzu viel ausrichten kann, ist es doch Sache des Arztes, die Gefährlichkeit der jeweiligen Infection beim einzelnen Patienten einzuschätzen und eventuell eine Therapiestrategie zu entwickeln, die dem Risiko von Komplikationen Rechnung trägt und es möglichst einzudämmen imstande ist.

Was macht man nun eigentlich prinzipiell gegen die Rhinitis ? Wie schon gesagt – die Strategie gegen diese lästige Erkrankung hängt primär davon ab, welche Symptome schon aufgetreten sind, und was anhand der Situation beim jeweiligen Patienten an Komplikationen zu befürchten ist. Wenn es sich um den wirklich ganz banalen, „normalen“ Schnupfen handelt, kommt man mit einer rein symptomatischen Therapie aus. Dabei handelt es sich beispielsweise um folgende Punkte:

Medikamente (Tropfen, Gelees, Crèmes oder Sprays) mit abschwellender Wirkung an der Nasenschleimhaut (sie dürfen allerdings nur für kurze Zeit angewendet werden, weil sie nach einer gewissen Periode einen gegenteiligen Effect haben können)
Aspirin (oder ein magenschonendes Ersatzmedikament) in Kombination mit Vitamin C (weil meistens auch – mehr oder weniger - Allgemeinsymptome vorliegen)
Inhalationen (Wasserdampf mit verschiedensten Beimengungen)
Befeuchtung der Raumluft
Steigerung der täglichen Trinkmenge
allgemeine Stärkung des Immunsystems

Wenn es sich wirklich um eine ganz banale „Wald- & Wiesenrhinitis“ handelt, kann es sein, dass die Krankheit auch ein Pathologielehrbuch gelesen hat und sich dementsprechend an die - dort immer wieder zitierte - Dreierregel hält:

Drei Tage kommt er, drei Tage bleibt er, drei Tage geht er – und dann ist er fort !

Nochmals: einzig und alleine der Arzt kann entscheiden und auch prognostizieren, ob bei einem concreten Patienten aus einer Standardrhinitis eine Erkrankung mit Komplikationen entstehen wird. Falls er dieser Meinung ist, oder falls sogar bereits entsprechende Symptome zu beobachten sind, wird er umgehend adäquate Maßnahmen in die Wege leiten. Dazu gehört an prominentester Stelle die Verordnung einer suffitienten antibiotischen Therapie. Wenn die Nasennebenhöhlen, die Stirnhöhlen oder die Mittelohren betroffen sind, muß sofort mit der Einnahme zielgerichteter Medikamente begonnen werden. Falls die Rhinitis darüber hinaus nur die Initialzündung für eine Infection von Bronchien oder Lunge darstellt, ist sowieso Eile geboten. Eine Pneumonie (Lungenentzündung) muß verhindert oder – so sie schon eingetreten ist – therapiert werden. Zu diesem Zweck gibt es zusätzliche Medikamente:

ein entsprechendes Antibioticum
schleimlösende Präparate
Therapeutica für die Hustenreizstillung

Zur Abklärung der Indication für diese consecutiven Therapieschritte kann es notwendig sein, entsprechende diagnostische Maßnahmen zu setzen. Dazu gehören etwa X-Ray-Bilder (Röntgenaufnahmen) von Nasennebenhöhlen, Bronchien oder Lunge ebenso wie beispielsweise ein Abstrich von der Rachenschleimhaut, anhand dessen dann eine Infection nachgewiesen und das passende Antibioticum bestimmt werden kann.

Der Vollständigkeit halber müssen wir allerdings noch etwas anderes erwähnen: neben den infectiös bedingten Rhinitisformen gibt es auch noch andere Typen dieser Erkrankung, die ebenfalls sehr lästig sein können. Die Therapiestrategien, die in diesen Fällen angewendet werden, unterscheiden sich allerdings grundlegend von den vorhin beschriebenen Schemata:

Rhinitis allergica – der landläufig bekannte „Heuschnupfen“ als Leitsymptom allergischer Reactionen
Rhinitis als Folge des Umgangs mit schleimhautreizenden Stoffen (Staub, Chemikalien, etc.)
Polyposis nasi (Rhinitis durch Nasenpolypen) – dabei handelt es sich um gutartige Wucherungen der Nasenschleimhaut
Rhinitis sicca chronica (chronisch trockener Schnupfen) – eine häufig bei Rauchern, reinen Mundatmern und bei jenen Personen auftretende Erkrankungsform, die die beruflich Staub oder Rauch ausgesetzt sind
Rhinitis vasomotorica (vasomotorischer Schnupfen) – bedingt durch Gefäßerweiterung im Alter

Die Therapiestrategien gegen diese Sonderformen der Rhinitis richten sich logischerweise gegen die der Krankheit zugrunde liegende Ursache – doch das ist eine andere Geschichte !

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